Prost - Mahlzeit. Essen und Trinken im Neuen Testament


Das Dankopfer



Schalom!

Dankopfer-FeierBereits vor einiger Zeit ist man wieder auf das Dank- oder auch Todaopfer (Lob/Dank = hebr.: toda) als mögliche Wurzel des Abendmahls aufmerksam geworden.

Das Dankopfer gehört zu den Mahlopfern: Vom geopferten Tier wurde nur das Fett auf dem Altar verbrannt und der Rest in einer gemeinsamen Mahlzeit in der Familie und mit Freunden gegessen. Neben dem Fleisch gehörten Brot und Wein zu den Grundbestandteilen eines Mahlopfer-Essens.

Man feierte bei Mahlopfern zweierlei: Die Gemeinschaft mit Gott, an dessen Opfer man teilhat, und die Gemeinschaft der Feiernden untereinander. Man nannte die Mahlopfer deshalb auch Schalom-Opfer: Friede, Heil (hebr.: Schalom) herrscht, wo diese doppelte Gemeinschaft erlebt wird.

Rettung aus dem Tod

Wenn ein Israelit eine tödliche Gefahr - etwa eine lebensbedrohliche Krankheit oder einen Mordversuch - überstanden hatte, feierte er dies mit einem Dankopfer. Brot und Wein hatten dabei eine herausragende Bedeutung:

Gesäuertes Brot Das Dankopfer war das einzige Opfer, bei der ausdrücklich gesäuertes Brot verlangt wurde (Leviticus 7). Das Brot war damit ein wesentlicher Bestandteil des Opfers. Wie bei jedem jüdischen Festmahl wurde zu Beginn über dem Brot das Dankgebet gesprochen.

Kelch des Segens Am Ende der Mahlzeit wurde ein Becher mit Wein, der "Segenskelch" (1. Korinther 10,16), erhoben und nochmals ein besonderes Dankgebet gesprochen. Manche Psalmen gehen vermutlich auf solche Dankgebete bei Mahlopferfeiern zurück - etwa Psalm 116. Das Fleischopfer tritt dabei in vielen dieser Dankliedern immer mehr in den Hintergrund. Sie betonen: Das wahre, Gott wohlgefällige Opfer besteht nicht in der Schlachtung von Tieren, sondern in der Dankbarkeit und im Gehorsam gegen Gott.

Das Abendmahl als Dankopfer?

Vor diesem Hintergrund ist es zumindest vorstellbar, dass die Jünger das Abendmahl nach Ostern wie eine Dankopfer-Mahlzeit gestalten haben könnten - und es deshalb wöchentlich und ohne Lamm und Bitterkräuter feierten.

 

   Psalm 116
   Das Dankopfer-Gesetz
 
Die Dankgebete über Brot und Wein finden allerdings auch bei der Passafeier und bei jedem jüdischen Festmahl statt. Aber unabhängig davon, ob Passa- oder Dankopferfeier, sah das Abendmahl ursprünglich wohl so aus, dass zwischen Brot und Wein eine vollständiges Essen, ein "Sättigungsmahl", stattfand.

AbendmahlDeutet man das Abendmahl auf dem Hintergrund der Dankopfer-Feier, dann bedeutet das: Das Abendmahl ist keine Trauerfeier, in der man nur beweint, dass Jesus sterben muss. Sondern Jesus lädt seine Jünger ein zu einem Festessen aus Freude darüber, dass er den Tod besiegt.

Dazu würde auch passen, dass schon im 2. Jahrhundert nach Christus das Dankgebet beim Abendmahl eine große Rolle spielte. Diese Danksagung (griech.: eucharistia) konnte im Mittelalter geradezu zur Bezeichnung für die Elemente Brot und Wein werden, aber auch für den ganzen Abendmahlsgottesdienst: Eucharistie. In der römisch-katholischen Kirche ist das vielfach bis heute so. Aber auch Martin Luther hat die Feier des Abendmahls mit einem Dankopfer-Fest verglichen, als er sein Verständnis des Abendmahls darlegte.

Allerdings gibt es auch einen entscheidenden Unterschied zwischen Abendmahl und Dankopfer: Beim Dankopfer bestand das Opfer aus Fleisch und Brot. Im Abendmahl stiftet Jesus sich selbst als Opfer. Indem er dieses Opfer seinen Jüngern zuwendet, "für euch" gibt, wird es zum Dank aller, die daran teilnehmen: Sie alle haben ein Grund, Gott für die Errettung vom Tod zu danken.


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