Prost - Mahlzeit. Essen und Trinken im Neuen Testament


Das Passamahl



Passafest

Aufbruch und Befreiung

Beim Passamahl wurde gefeiert, wie Gott vor langer Zeit das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft in die Freiheit geführt hatte. Das Fest fand in der Vollmondnacht zur Tagundnachtgleiche im Frühjahr statt (ca. 25. März). Auf welche Weise es ursprünglich gefeiert wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Im Lauf der Zeit bildeten sich jedoch folgende Bestandteile als wesentlich heraus:
  1. Das Passalamm, das als ganzes (ohne zerbrochene Knochen) gebraten wurde.

  2. Die bitteren Kräuter - sie erinnerten an die Bitterkeit der Sklavenzeit

  3. Das ungesäuerte Brot (hebr.: "Mazzen") - in der Hast des Aufbruchs blieb keine Zeit mehr, das Brot mit Sauerteig durchsäuern zu lassen.

Pass-over - der Tod geht vorbei

Angst vor dem TodesengelDas hebräische "Passa" bedeutet wahrscheinlich "verschonen, vorübergehen" (deshalb ist im Englischen das Wortspiel "Passover" als Bezeichnung für Passa möglich). Mit dem Blut des Passalammes hatten die Israeliten in der Nacht des Auszugs ein Zeichen an ihre Türpfosten und die Türschwelle gestrichen - an diesen Häusern ging der Todesengel vorbei, der die letzte Plage über Ägypten brachte: den Tod aller Erstgeborenen.

Weil Jesus zur Zeit des Passafestes gekreuzigt wurde und nach drei Tagen auferstand, stehen das christliche Osterfest und das Passafest von Anfang an in enger Verbindung. Bereits die ersten Christen deuteten das Opfer des Passalamms auf Jesu Tod und das ungesäuerte Brot auf die "neue" Lebensführung der Christen. So kann Paulus etwa an die Korinther schreiben (1. Korinther 5,7.8):

Paulus predigt "Darum schafft den alten Sauerteig weg,
damit ihr ein neuer Teig seid,
wie ihr ja ungesäuert seid.
Denn auch wir haben ein Passalamm,
das ist Christus, der geopfert ist.
Darum laßt uns das Fest feiern nicht im alten Sauerteig,
auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit,
sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit."

Das Rätsel um Brot und Wein

Das letzte AbendmahlAlle Evangelisten bis auf Johannes berichten, dass auch das Abendmahl im Zusammenhang einer Passafeier stattgefunden hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Abendmahl ganz aus dem Passamahl heraus erklärt werden könnte. Denn es gibt einige Hinweise darauf, dass das Abendmahl selbst ein eigenständiger, besonderer Teil des Essens war. Ansonsten könnte man ja auch erwarten, dass Jesus das Passalamm, die Bitterkräuter und ungesäuertes Brot stärker ins Zentrum gestellt hätte - anstelle von Brot und Wein.

Zu diesen Hinweisen zählt der Umstand, dass in der Frühzeit der Kirche und in den Orthodoxen Kirche bis heute immer das "alltägliche", gesäuerte Brot verwendet wird - obwohl Passa ja geradezu als "Fest der ungesäuerten Brote" bezeichnet wird. Lamm und Bitterkräuter fielen ebenso ersatzlos aus.

 

   Die Einsetzung...
   Das erste Passa
   Der Bund vom Sinai
 
Obwohl Jesu Tod auch im Blick auf das Passafest (und andere Feste: etwa das große Versöhnungsfest) hin ausgelegt wurde, empfanden die ersten Christen den Bezug auf das Passafest offensichtlich als nicht so wesentlich für das Abendmahl.

Dahinter könnte man nun einfach vermuten, dass sich die christliche Kirche vom jüdischen Passafest so weit wie möglich distanzieren wollte. Oder dass Jesus eine ganz neue, eigenständige Feier eingesetzt hat. Oder, zuletzt: Dass das Abendmahl über eine weitere Wurzel verfügt, die für die ersten Christen wesentlicher als das Passamahl wurde. Dies könnte eventuell das Dankopfer sein.



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