Das Evangelium nach Matthäus

Wer ist Matthäus?

Matthäus: der Mensch Matthäus, der in der Überschrift des Buches als Verfasser genannt wird, ist für die altkirchliche Tradition mit dem Zöllner Matthäus (Matthäus 9,9; Markus 3,18) identisch, einem Jünger aus dem Zwölferkreis. Das würde bedeuten, dass das Evangelium von einem Augenzeugen verfasst wurde.

Dies wird heute von etlichen bezweifelt, da man aufgrund der vielfältigen wörtlichen Übereinstimmungen annimmt, dass Matthäus seine Formulierungen zum großen Teil von Markus übernommen hat, der selbst wohl kein Augenzeuge war. Andererseits wird im 2. Jahrhundert n.Chr. berichtet, dass Matthäus sein Evangelium ursprünglich nicht auf Griechisch, sondern auf Hebräisch verfasst haben soll. Eine hebräische Fassung ist bis heute allerdings noch nicht gefunden worden.

Aus der Art des Evangeliums lässt sich folgern, dass es sich bei Matthäus wohl um einen christlichen Gemeindelehrer jüdischer Herkunft handelt, der sich in den Schriften des Alten Testaments bestens auskannte.


Wann und wo entstand das Matthäus-Evangelium?

Im Matthäus-Evangelium wird bezeugt, dass Jesus die Zerstörung Jerusalems ankündigte, die im Jahr 70 erfolgte. So, wie Matthäus diese Worte zitiert, scheint er die Zerstörung Jerusalems bereits erlebt zu haben (vgl. z.B. Matthäus 24,15). Bischof Ignatius aus der syrischen Stadt Antiochia, der um 110 starb, zitierte bereits das Matthäus-Evangelium, so dass es wahrscheinlich zwischen 70 und allerspätestens 110 entstand. Als Entstehungsort wird nicht zuletzt wegen der frühen Bezeugung in Antiochia oft Syrien vermutet.


Was ist das Besondere am Matthäus-Evangelium?

Die drei Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas stimmen zu großen Teilen bis in die einzelnen Formulierungen hinein wortwörtlich miteinander überein. Deshalb wird oft angenommen, die drei "Synoptiker" (griech.= zusammen schauen) hätten ein älteres "Urevangelium" als Quelle benutzt. Ein solches ist aber bis heute archäologisch nicht nachweisbar. Mittlerweile hält man es aber auch für möglich, dass diese Übereinstimmung auf eine frühe Bildung von Schulen und die damit verbundene sorgfältige mündliche Überlieferung der Worte Jesu zurückgehen könnte.
Dennoch hat jedes Evangelium auch eigene Geschichten, Jesus-Worte und sein eigenes Profil - weshalb die vereinzelten Versuche, ein "Einheitsevangelium" zu schaffen, sich auf Dauer nicht durchsetzten. Wer die Geschichte Jesu ganz erfahren will, muss diese Zeugen gemeinsam hören.

Das Profil des Matthäus-Evangeliums zeichnet sich vor allem durch die vielen alttestamentlichen Zitate aus: Jesus wird als der Messias beschrieben, der im Alten Testament verheißen wird. Die Verwurzelung im Alten Testament kommt auch durch den Stammbaum Jesu zum Ausdruck, in dem Matthäus die Linie Jesu bis auf Abraham zurückführt, den Stammvater des Volkes Israel.

Die scharfe Gegenüberstellung des Gesetzes Mose und der Worte Jesu in der Bergpredigt (Matthäus 5-7) sowie die Berichte über die Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern zeigen an, dass sich mit Jesus etwas Neues abzeichnet: Die Geschichte Jesu ist nicht nur für das Volk Israel relevant, sondern für die ganze Welt. Dies wird besonders mit dem weltweiten Missionsbefehl am Ende des Matthäusevangeliums deutlich.


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