Das Evangelium nach Lukas

Wer ist Lukas?

Lukas: der Mensch Zunächst muss man wissen: Zum Evangelium des Lukas gehört als dessen Fortsetzung auch die Apostelgeschichte, die zum großen Teil die Reisen und das Wirken des Apostels Paulus beschreibt.

Der in der Überschrift als Verfasser der beiden Bücher genannte Lukas wird seit der Mitte des 2. Jahrhunderts mit dem in Philemon 1,24, Kolosser 4,14 u.ö. erwähnten Arzt und Begleiter von Paulus identifiziert - nicht zuletzt deshalb, weil ein Teil der Reiseberichte in der Apostelgeschichte in der Wir-Form verfasst worden ist (Apostelgeschichte 16,10-17; 20,5-21.18; 27,1-28,16). Danach hätte sich Lukas auf der zweiten Missionsreise Paulus in Troas angeschlossen und bis Philippi begleitet; später wäre er dann mit Paulus nach Jerusalem gegangen und hätte ihn zuletzt auf seiner Reise nach Rom begleitet.

Die These, dass der Evangelist Lukas mit Lukas, dem Begleiter des Paulus identisch sei, wird allerdings auch heftig bestritten: So unterscheiden sich z.B. bei Paulus und in der Apostelgeschichte die Beschreibungen des sog. Apostelkonzils erheblich (Galater 2 und Apostelgeschichte 15).

Aus den Texten selbst lässt sich mit einiger Sicherheit erheben, dass Lukas selbst nicht Jude war, sondern vermutlich ein Grieche oder griechischsprechender Römer, der sich zum Christentum bekehrt hat. Er widmet seine beiden Bücher einer hochgestellten Persönlichkeit namens Theophilus. Er setzt voraus, dass es auch andere Berichte über Jesus gibt, die er sorgfältig studiert hat: Evtl. ist darunter auch das Markus-Evangelium, zu dem das Lukasevangelium sehr viele Parallelen aufweist.


Wann und wo entstand das Lukas-Evangelium?

Lukas bezeugt, dass Jesus die Zerstörung Jerusalems ankündigte, die im Jahr 70 erfolgte. Anders als bei Matthäus gibt es hier jedoch keinen Hinweis darauf, dass Lukas die Zerstörung noch erlebt hat (Lukas 21,24). Die Apostelgeschichte endet mit der Gefangenschaft des Paulus in Rom, also in der Zeit um 60. Da bei Lukas alles auf Rom zuläuft, ist es möglich, Rom als Abfassungsort zu vermuten; im Gespräch sind allerdings auch Orte in Syrien oder Kleinasien. Wo bestritten wird, dass Lukas noch von der Zerstörung Jerusalems erfahren haben könnte, werden seine Schriften sehr früh (evtl. um 64) datiert; da das Lukas-Evangelium bereits im 2. Jahrhundert bekannt und allgemein akzeptiert ist, wird man seine Entstehung jedenfalls nicht viel später als 90 n.Chr. annehmen dürfen.


Was ist das Besondere am Lukas-Evangelium?

Die drei Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas stimmen zu großen Teilen bis in die einzelnen Formulierungen hinein wortwörtlich miteinander überein. Deshalb wird oft angenommen, die drei "Synoptiker" (griech.= zusammen schauen) hätten ein älteres "Urevangelium" als Quelle benutzt. Ein solches ist aber bis heute archäologisch nicht nachweisbar. Mittlerweile hält man es aber auch für möglich, dass diese Übereinstimmung auf eine frühe Bildung von Schulen und die damit verbundene sorgfältige mündliche Überlieferung der Worte Jesu zurückgehen könnte.
Dennoch hat jedes Evangelium auch eigene Geschichten, Jesus-Worte und sein eigenes Profil - weshalb die vereinzelten Versuche, ein "Einheitsevangelium" zu schaffen, sich auf Dauer nicht durchsetzten. Wer die Geschichte Jesu ganz erfahren will, muss diese Zeugen gemeinsam hören.

Man könnte Lukas als den ersten Verfasser einer "Kirchengeschichte" bezeichnen: Er ist der erste, der die Gemeinde Jesu auch unter historischem Aspekt betrachtet; dies gilt natürlich besonders für die Apostelgeschichte als einem Bericht über die weltweite Ausbreitung des Evangeliums durch Paulus.

Lukas dokumentiert die Geschichte Jesu und der wachsenden Gemeinde allerdings nicht nur aus rein historischem Interesse, sondern mit dem eindeutigen Ziel, den Glaubenden Gewissheit über die Grundlagen der Gemeinde zu verschaffen (Lukas 1,1-4) - vielleicht gerade angesichts der Tatsache, dass sich das Wiederkommen Jesu länger als erwartet hinausgezögert hatte.

Lukas setzt mit der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers sowie der Ankündigung der Geburt Jesu ein, die jeweils durch einen Engel geschieht. Seine Überlieferung der Geburtsgeschichte Jesu ist zu dem bekannten Weihnachtstext geworden. Den Stammbaum Jesu führt Lukas bis auf Adam, letztlich bis auf Gott selbst zurück. So macht Lukas bereits in den ersten drei Kapiteln deutlich, wer Jesus ist: der von Gott selbst angekündigte Retter, der gekommen ist, um die Verlorenen zu Gott zurückbringen; Jesus ist der Heiland.

Einen besonderen Wert legt das Lukas-Evangelium dabei immer wieder auf die Stellung der Armen und Verachteten, so dass man es auch schon das "soziale Evangelium" genannt hat.


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