Das Evangelium nach Johannes

Wer ist Johannes?

Johannes: der Adler - Zum Lösungsraum Das Evangelium des Johannes ist in seiner endgültigen Gestalt wahrscheinlich nicht von einer Einzelperson, sondern von einer Gruppe herausgegeben worden, die sich als Anhänger dieses einzelnen verstanden - so jedenfalls lässt sich Johannes 21,24 verstehen. Dieser Einzelne wird nur in der Überschrift des Evangeliums Johannes genannt, im Evangelium selbst wird er immer nur mit der Wendung "der Jünger, den Jesus liebte" bezeichnet.

Irenäus von Lyon überliefert um 180 n.Chr., dass dieser Johannes mit dem Jünger Johannes, dem Bruder des Jakobus und Sohn des Zebedäus, identisch sei; er habe in Ephesus das Evangelium veröffentlicht und soll in der Zeit Kaiser Trajans (98-117 n.Chr.) gelebt haben.

Daneben wird noch von einem anderen Jünger Johannes berichtet, der ausdrücklich von Johannes, dem Sohn des Zebedäus unterschieden wird und den Beinamen "der Ältere" bzw. "der Älteste" trägt. Mit diesem Titel bezeichnet sich auch der Verfasser des zweiten und dritten Johannesbriefes (2. und 3. Johannes 1,1), die beide eine besonders enge sprachliche und thematische Nähe zum Johannesevangelium aufweisen. Ob es sich bei diesem Ältesten Johannes selbst um den Verfasser des Evangeliums handelt oder ob er lediglich zum Kreis der Anhänger um den "Lieblingsjünger" gehört, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen.

Vom Text her wird jedenfalls deutlich: Das Johannes-Evangelium wurde in einer Gemeinde verfasst, deren Mitglieder wohl überwiegend aus dem Judentum stammten. Aufgrund ihres Bekenntnisses zu Jesus wurden sie jedoch aus der jüdischen Synagogen-Gemeinde ausgestossen und hatten evtl. auch unter Verfolgungen zu leiden. In den Johannesbriefen zeichen sich zusätzlich weitere Konflikte ab: Irrlehrer bedrohen die Gemeinde, innerhalb der Gemeinde selbst gibt es ebenfalls Spannungen.


Wann und wo entstand das Johannes-Evangelium?

Verse aus Johannes 18: Papyrus 52 Der älteste Handschriftenfund, der das Johannes-Evangelium zitiert, wird auf das Jahr 125 n.Chr. datiert. In der Regel wird angenommen, dass das Johannes-Evangelium als letztes der Evangelien nicht sehr viel früher entstanden sei, d.h. um 100-110 n.Chr. In jüngster Zeit gibt es daneben auch einzelne Wissenschaftler, die aus inhaltlichen Gründen für eine besonders frühe Entstehung, d.h. noch vor 70 n.Chr. plädieren. Sie halten Johannes für das älteste Evangelium.

Als Entstehungsort wird nicht zuletzt aufgrund der altkirchlichen Tradition oft Ephesus vermutet. Manche halten jedoch auch eine Entstehung in Syrien für möglich.


Was ist das Besondere am Johannes-Evangelium?

Während die Synoptiker, die drei Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas über weite Strecken wortwörtlich identisch sind und als Missionsschriften immer auch Außenstehende im Blick haben, stellt das Johannes-Evangelium ein völlig eigenständiges Werk dar, das sich in erster Linie an Insider wendet: an Menschen, die bereits im Glauben an Jesus Christus und in der christlichen Gemeinde stehen.

Das Johannes-Evangelium ist das Anspruchsvollste - im doppelten Sinn: Es ist inhaltlich anspruchsvoll, weil es zum einen viele Dinge einfach voraussetzt. Die Geburtsgeschichte Jesu und viele Wunder, die bei den anderen überliefert sind, lässt Johannes einfach weg. Zum anderen sind seine Texte aber auch oft schwierig zu verstehen - wie der berühmte Anfang des Johannes-Evangeliums.

Es ist aber auch von seiner Gestalt her "Anspruchs-voll": Während die Synoptiker überwiegend Geschichten aus dem Leben Jesu erzählen, lässt Johannes Jesus selbst sprechen; ganze Kapitel dauern die Reden, die Johannes uns überliefert. Martin Luther hat dieses Evangelium deshalb besonders hoch geschätzt. Der Anspruch Jesu begegnet in keinem anderen Evangelium so deutlich wie in diesem. Die Eckpfeiler des Bekenntnisses zu Jesus Christus sind in diesem Evangelium bereits fest gelegt: Dass Gott als Vater nur durch seinen Sohn Jesus Christus erkannt werden kann, dass Vater und Sohn zu unterscheiden, aber nicht zu trennen sind, schlussendlich: den Anspruch, dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist und allein der Glaube an Jesus Christus rettet, bringt Johannes deutlich auf den Punkt.

Zum Lösungsraum Jeder Evangelist hat aufgrund einer bestimmten Auslegung von Offenbarung 4,7 ein eigenes Symbol erhalten: Markus den Löwen, Matthäus den Menschen und Lukas den Stier. Es ist kein Zufall, dass für Johannes der Adler gewählt wurde: Er sieht Jesus schärfer, Jesus bekommt ein klareres Profil - freilich auch mit mehr Ecken und Kanten, an denen sich schon manche gestoßen haben. Gleichzeitig erscheint das Johannes-Evangelium aber auch manchmal recht abgehoben - weit weg von dem, was wir fassen und begreifen können.

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