Außerbiblische Quellen



Außer der Bibel gibt es noch andere Quellen, die uns Informationen über die Zeit Jesu geben. Die konkreten Aussagen über Jesus sind in allen ziemlich dürftig - aber es ist deutlich zu sehen, dass niemand daran gezweifelt hat, dass Jesus wirklich gelebt hat.

Manchmal wird behauptet, dass man darin sensationelle Neuigkeiten über Jesus findet. Wie sieht es damit aus?





Josefus

Josefus Flavius Josefus wurde ungefähr 37/38 n.Chr. in Jerusalem geboren und gehörte zur Gruppe der Pharisäer. Er beteiligte sich zunächst aktiv am Aufstand gegen die Römer im Jüdischen Krieg, der in den Jahren 66-70 n.Chr. stattfand. Er geriet in römische Gefangenschaft, lief zu den Römern über und entwickelte hier eine schriftstellerische Tätigkeit. Er schrieb u.a. ein Buch über den Jüdischen Krieg sowie die Geschichte Israels von der Schöpfung bis zum Ausbruch des Krieges.

Neben wertvollen Informationen über die Umwelt Jesu findet sich bei Josefus eine Notiz über den Tod des Jakobus im Jahr 62 n.Chr. Josefus stellt ihn vor als "Bruder von Jesus, der Christus genannt wird" (Ant. XX,200). Eine weitere Notiz über Jesus ist dagegen umstritten: Hier liegt vermutlich ein Nachtrag von christlicher Hand vor (Ant. XVIII,63f.), zumal die Stelle nach demselben Schema aufgebaut ist, in dem der Evangelist Lukas das Evangelium von Jesus Christus zusammenfasst.




Tacitus

Um 120 n.Chr. berichtet uns der Römer Tacitus, dass Kaiser Nero im Jahre 64 n.Chr. den Anhängern des unter Pontius Pilatus hingerichteten "Christus" (Ann. XV,44) den Brand von Rom die Schuld in die Schuhe schob.




Das Thomas-Evangelium

1946 entdeckten ägyptische Bauern in Nag Hamadi (bei Luxor) verschiedene Schriften aus dem 2. Jahrhundert nach Christus - darunter das sog. "Thomas-Evangelium", das bisher nur dem Namen nach aus den Schriften einiger Kirchenväter bekannt war. Bei dem Thomas-Evangelium handelt es sich um eine Sammlung aus 114 losen, nur stichwortartig verbundenen Aussprüchen, die Jesus zugeschrieben werden. Einige davon finden sich auch in den Evangelien, manche sind ähnlich, andere dagegen haben einen ganz anderen Inhalt.

GnosisDas Thomas-Evangelium wurde, wie die anderen Schriften auch, von einer religiösen Gruppe verfasst, die man "Gnosis" (griech. = Erkenntnis) nennt. Es handelt sich dabei um eine Sekte, die den ersten Christen im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. schwer zu schaffen machte; vielleicht wird bereits in 1. Timotheus 6,20 ("...meide das ungeistliche lose Geschwätz und das Gezänk der fälschlich so genannten Erkenntnis/Gnosis") vor ihr gewarnt.

Die "Gnostiker" sahen sich selbst als die besseren Menschen an, die die rechte Erkenntnis durch Offenbarung hätten. Nicht das Zeugnis der Apostel, die Jesus mit der Verkündigung der guten Nachricht beauftragt hatte, war für sie maßgeblich, sondern die eigene Offenbarung. Sie hielten z.B. das irdische Leben für schlecht, von einem bösen Gott geschaffen.

Sie tüftelten komplizierte, hochintelligente Systeme aus, wie die Welt von ihrer "Leiblichkeit" hin zur puren geistlichen Existenz erlöst werden kann. Schwierig war der Umgang mit ihnen deshalb, weil sie die später dann biblisch gewordenen Schriften anerkannten - aber sie eben in ihrem Sinn interpretierten und andere dazufügten.

In diesen zusätzlichen Schriften erklärten sie ihren Erlösungsweg. Dazu ist auch das Thomas-Evangelium zu rechnen. Wenn das Thomas-Evangelium auch vielleicht auf ein ältere Sammlung von Jesus-Worten zurückgreift, so sind in vielen Sprüchen doch recht deutlich "gnostische" Interessen zu erkennen.




Die Texte von Qumran

Der Fund der Texte mutet abenteuerlich an: Ein Hirtenjunge, der auf der Suche nach einer entlaufenen Ziege war, entdeckte 1947 in einer Höhle nahe der Nordwestecke des Toten Meeres Tonkrüge, die alte Schriftrollen aus Leder enthielten. Nach und nach wurde die Gegend deshalb systematisch abgesucht. In elf Höhlen wurden weitere Schriftrollen entdeckt, die in dem Zeitraum vom 3. Jahrhundert v.Chr. bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. entstanden sind: Das war eine archäologische Sensation.

Qumran Bei etwa einem Viertel der Texte handelt es sich um Schriften aus dem Alten Testament, die für die Forschung von größter Bedeutung sind - es sind die ältesten Handschriften, die wir vom Alten Testament besitzen. Die anderen Texte geben uns Aufschluss über ihre Verfasser: Sie wurden von einer jüdischen Gruppierung, den "Essenern" geschrieben, die bis 68 n.Chr. v.a. in einem Kloster in der Nähe des Toten Meeres in der Abgeschiedenheit wohnten.

Über Jesus selbst erfahren wir aus den Texten nichts - lediglich einzelne essenische Gedanken ähneln Stellen aus den neutestamentlichen Schriften, besonders aus dem Epheserbrief und dem Johannes-Evangelium. Reisserisch aufgemachte Spekulationen darüber, ob Jesus selbst ein Mitglied der Essener gewesen sein könnte, werden aber durch einen Vergleich der Texte mit den neutestamentlichen Schriften relativ sicher widerlegt - es ist jedoch denkbar, dass Johannes der Täufer evtl. Kontakt zu den Essenern gehabt haben könnte.

Gerüchte darüber, dass einzelne der Texte von kirchlichen Institutionen unter Verschluss gehalten worden seien, waren lediglich Erfindungen der Boulevardpresse. Es dauerte natürlich seine Zeit, aber die übersetzten Texte können heute in fast jeder theologischen Bibliothek eingesehen werden. Die endgültige Auswertung der Texte ist jedoch eine langwierige und mühsame wissenschaftliche Arbeit, die bis heute noch nicht endgültig abgeschlossen ist.

Durch die Funde von Qumran muss die Geschichte von Jesus jedenfalls nicht neu geschrieben werden; dennoch ist der Fund dieser Texte sensationell. Neben ihrer überrragenden Bedeutung für die Textgeschichte des Alten Testaments enthalten die qumranischen Texte vor allem wertvolle Informationen über das Umfeld, in dem Jesus lebte.

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