Jakobs Weg

Haus Gottes

Ein Platz für Gott

Noch lange bevor die ersten Kirchen gebaut wurden, gab es für die Menschen heilige Orte: Orte, an denen sie eine Erfahrung mit Gott gemacht haben und der deshalb von ihnen besonders gekennzeichnet wurde. Einen Ort zu "heiligen", meint deshalb: ihn gegenüber seiner Umgebung abzugrenzen.

Stop: Denk mal!Diese Abgrenzung geschah bei Jakob durch ein "Denk-Mal" aus Stein. Für Jakob war dieser Steinhaufen, an dem ein anderer vielleicht achtlos vorüberging, wie ein Stop-Zeichen: Denk mal, was du hier mit Gott erlebt hast... Ein heiliger Ort bekam dann oft auch einen neuen Namen. Jakob nannte den Ort, an dem er von der Himmelsleiter träumte, Bethel, das heißt übersetzt: Haus Gottes.

Auf und ab

Jakob in BethelAn heiligen Orten wurden oft auch Altäre aufgestellt, auf denen die Menschen opfern konnten, um Gott ihre Sorgen anzuvertrauen, aber auch um ihm zu danken und ihn zu loben. Das blieb auch so, als Jahrhunderte später aus den Nachkommen Jakobs schließlich das Volk Israel wurde. Die Israeliten beteten allerdings nicht nur zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, sondern auch zu Fruchtbarkeits- und Wettergöttern wie Baal und Astarte, die sie von den anderen Völkern im Umland kennen gelernt hatten.

GötzendienstAuch in Bethel gab es solchen Götzendienst: Als es ca. 926 v. Chr. zur Teilung des Reiches in Nord- und Südreich kam, wollte der König Jerobeam für den Norden eine eigene Religion mit einem eigenen Heiligtum haben - der Süden hatte ja den Jerusalemer Tempel. Deshalb ließ er in Bethel ein Stierbild aufstellen und machte es zum Königsheiligtum. Dieser Verstoß gegen das erste Gebot wurde von den Propheten immer wieder scharf verurteilt.

Zur Zeit der Propheten Elia und Elisa gab es in Bethel vielleicht sogar so etwas wie eine "Prophetenschule" (2. Könige 2). Erst König Josia (ca. 639-609) machte dem Götzendienst ein Ende und zerstörte das Stierbild.

Ein Tempel mit Beinen

 

Bibeltexte

- Tempel als Leib

Wie in Bethel kann auch heute jeder noch so heilige Ort zum "Götzendienst" missbraucht werden. Und doch tut es uns gut, wenn wir wie Jakob besondere Orte kennen, an denen wir die Zeit und den Raum dazu finden, auf Gott zu hören und mit ihm zu reden. Orte, an denen schon Generationen vor uns Gottesdienste gefeiert, miteinander gehofft und gelacht, aber auch gezweifelt, getrauert und geklagt haben.

Der Leib als TempelDer Apostel Paulus kennt darüber hinaus auch noch ein anderes "Gotteshaus". Er schrieb den Christen in Korinth: Euer Leib selbst ist der "Tempel", in dem Gott wohnen will. Jeder von euch ist ein lebendiges, einzigartiges und unverwechselbares Denk-Mal der Geschichte, die Gott auch heute noch mit den Menschen schreibt. Euer Leben ist der Ort, an dem Gott wohnen will. Reisen zu "heiligen Stätten" können zu wertvollen Gelegenheiten werden, den Glauben zu vertiefen und zu erneuern. Aber in der Not ist der Ort, an dem Gott sich finden lässt, immer nur ein Gebet weit entfernt.